Mütter und Töchter begegnen sich neu, so lautet der Untertitel des Buches.
Er sagt, worum es hier gehen soll: Die Möglichkeit, zwischen Müttern und erwachsenen Töchtern eine offene und gleichberechtigte Beziehung zu gestalten.
Daß das nicht immer leicht ist, erleben viele Frauen im Verhältnis zu ihren Müttern.
Die Beziehung zur Mutter ist häufig eine komplizierte Angelegenheit. Die Mutter war unsere erste Bezugsperson und die Verbindung mit ihr prägte unser Leben.
Da werden Vorwürfe und Beschwerden vorgebracht. Meist geht um das, was in der Kinderzeit gefehlt hat und was man von der Mutter gebraucht hätte.
Mehr Verständnis, mehr Wärme, mehr Aufmerksamkeit, mehr Vertrauen. Weniger Kontrolle, weniger Abwesenheit, weniger Einmischung.
Das Gefühl von emotionalem Mangel und die Wut darüber, bestimmen und belasten das Verhältnis zwischen Müttern und Töchtern. Es kommt entweder zu meist unfruchtbaren Auseinandersetzungen, die sich wiederholen und selten zu einer Lösung führen oder zu stiller innerer Emigration, die das Unbefriedigende der Beziehung bis zum St. Nimmerleinstag immer weiter führt. Beide Umgehensweisen sind Ausdruck für eine verwickelte Beziehungssituation.
Claudia Haarmann zeigt in ihrem Buch Möglichkeiten, wie es einen Ausstieg aus diesem Clinch mit der Mutter geben kann, von dem beide Seiten profitieren können.
Sie beschäftigt sich auf eine leicht lesbare und verständliche Art mit den Erkenntnissen der Bindungsforschung, der Trauma-Therapie und der Neurobiologie. Sie verbindet diese Erkenntnisse mit der Realität der Frauen, die mit ihren Mutter-Beziehungen zu Wort kommen.
Verschiedene Mutter-Tochter-Konstellationen werden beschrieben mit ihren ganz speziellen Dynamiken und die Frage, wie man da aussteigen kann, wird beantwortet.
Dabei ist die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit der Geschichte der Mutter für Claudia Haarmann sehr wichtig. Denn das Verstehen der Geschichte der Mutter ist der Schritt hinaus in die Freiheit einer offenen, gleichberechtigten Beziehung zwischen Müttern und Töchtern.
Das dies nicht von heute auf morgen geschehen kann, sondern eines Prozesses bedarf, ist für die Autorin klar. Daß dieser Weg und die Mühe der Auseinandersetzung mit der Beziehung zur Mutter sich lohnt, auch.
Claudia Haarmann: Mütter sind auch Menschen
Erscheinungsjahr: 2012
Paperback, 316 Seiten
ISBN 978-3-936937-55-8
Orlando Verlag